Tafelberge prägen die Landschaft der Sächsischen Schweiz. Auf der Suche nach sicheren Stützpunkten bestieg man die mächtigsten Felstürme, um auf oder an ihnen Burgwarten zu errichten:
Das erste sportliche Klettern übte Sebastian Abratzky aus. Im Jahre 1848 bestieg er die Festung Königstein. Dies wurde ihm jedoch zum Verhängnis, denn er wurde anschließend inhaftiert.
Im Jahre 1864 bestiegen Turner aus Bad Schandau den Falkenstein über den sog. Turnerweg. Dies gilt als die Geburtsstunde des sächsischen Kletterns.
Während die Turner aus Bad Schandau u. a. Leitern benutzt haben, verzichtete Otto Ewald Ufer bei seiner Besteigung des Mönchs vollends auf künstliche Hilfemittel. Daher gilt das Jahr 1874 als die Geburtsstunde des Freikletterns.
Davon inspiriert bestiegen im Jahre 1888
Hugo Kurze,
Adolf Matthäi
und Gefährten die Nonnen und weitere Gipfel,
ebenfalls ohne Verwendung künstlicher Hilfsmittel.
Anfänge Schuster / Fehrmann
Die Seilgefährten von Oscar Schuster waren u. a. Conrad und Friedrich Meurer, Fritz Gerbing, Martin Klimmer und Julius C. Dümler. Die Namen einiger Felstürme zeugen von dieser Epoche:
Im Jahre 1893 legten Oscar Schuster und Fritz Böhme auf dem Schusterturm ein erstes Gipfelbuch aus.
Mit Oscar Schuster wurden die ersten bedeutenden Klettergipfel erschlossen Aber Achtung: selbst die typischen IIer-Kamine von Schuster und Meurer sind anstrengend.
In der darauf folgenden Phase wurde das Riss- oder Kaminkletterei intensiviert:
1899 | Bloßstock | V | Heinrich Wenzel |
1899 | Brosinnadel | IV | Fritz Brosin |
1901 | Kreuzturm | V | Hermann Sattler |
Die Entwicklung der freien Wandkletterei begann durch Albert Kunze und Oliver Perry-Smith mit dem "Überfall" auf die Lokomotive-Esse.
Zusammen mit Rudolf Fehrmann, Walter Hünig und Arthur Hoyer prägten sie diese Hauptepoche:
1. Weltkrieg vor und danach
Die Wandkletterei wurde durch Eduard Weinert am Vexierturm vorangetrieben. Ihm zu Ehren wurde die Wand als "Weinertwand" benannt.
Die Risskletterei perfektionierten:
Der VIII. Grad wird erreicht:
1918 | W-Kante Wilder Kopf |
VIIIa | Emanuel Strubich |
1920 | W-Kante Falkenstein |
VIIc | Otto Dietrich |
1921 | Kuniskante Rauschentorwächter |
VIIIa | Oswald Kunis |
1922 | Rostkante Hauptwiesenstein |
VIIIb | Hans Rost |
Zu den bedeutenden Kletterern dieser Zeit zählte auch Walter Sobe.
1916 | Sieberkante Vorderer Torstein |
VIIc | Arno Sieber |
1922 | W-Kante Höllenhund |
VIIc | Alfred Herrmann |
1924 | Wießnerriss Frienstein |
VIIc | Fritz Wießner |
1924 | Talseite Barbarine |
VIIc | Alfred Herrmann |
2. Weltkrieg vor und danach
1936 | Talseite Teufelsturm |
VIIIa | Rudolf Stolle |
1936 | N-Wand Schrammtorwächter |
VIIIb | Willy Häntzschel |
1938 | Gemeinschaftsweg Wilde Zinne |
VIIIb | Richard Dreßler |
In Anlehnung der drei zunächst ungelösten Nordwand-Probleme in den Westalpen:
1946 | NO-Wand Lokomotive-Esse |
VIIIa | Hans Michael |
1947 | O-Risse Dreifingerturm |
VIIIb | Harry Rost |
1947 | Dolch Rohnspitze |
VIIIb | Karlheinz Gonda |
1949 | Eckweg Goldstein |
VIIIb | Herbert Wünsche |
1949 | W-Wand Meurerturm |
VIIIb | Harry Rost |
Nach der Zäsur des 2. Weltkriegs erfolgten bereits ab 1946 wieder bedeutsame Erstbegehungen.
1952 | Talseite Schwager |
VIIIc | Harry Rost |
Ohne Baustelle IXa.
In den 1960er, 70er und 80er Jahren wurden kleinere Felstürme erschlossen (Quacken):
Hans Joachim Scholz,
Gisbert Ludewig,
und
Dietmar Heinicke.
70er / 80er Bernd Arnold
Nur wenige Kletterer konnten bis zum IX. Grad klettern:
Es etablierte sich eine aktive Erstbegeherszene:
Ab 1968 durften die Sicherungsringe auch in Sicherungsschlingen sitzend geschlagen werden.
Bernd Arnold bestimmte fast 20 Jahre das Klettern. Seine Ära begann wohl mit der "Route Zehn":
1966 | Route Zehn Meurerturm |
VIIIb |
1970 | N-Wand Schwager |
IXb |
1971 | Talseite Teufelsspitze |
IXb |
1974 | Nonplusultra Mittlerer Torstein |
IXb |
1970 | Lineal Meurerturm |
IXa |
1977 | Superlative Großer Wehlturm |
IXc |
Die Konkurrenz durch das aufkommende Sportklettern trieb Bernd Arnold an:
1982 | Schallmauer Amselspitze |
Xa |
1982 | Millimetersache Rokokoturm |
Xa |
1982 | Ausflug ins Nirvana Friensteinwarte |
Xa |
1983 | Sechster Versuch Schwedenturm |
Xb |
1986 | Barometer für Stimmungen Heringstein |
Xc |
1987 | Garten Eden Rokokoturm |
Xc |
Mauerfall vor und danach
Anfang der 80er schlossen einheimische
Kletterer zu Bernd Arnold auf:
Weitere Erstbegeher erreichten
das oberste Leistungsniveau: 1930
Endpunkt dieser Ära war der Weg "Perestroika":
1989 | Perestroika Schrammsteinkegel |
XIa | Jindřich Hudeček |
Nach der politischen Wende setzte sich das Rotpunkt-Klettern immer mehr durch:
1989 | Ikarus Brosinnadel |
Xc | Alexander Adler |
1991 | Überdruckventil Heringstein |
Xc | Thomas Willenberg |
Es kamen weitere Erschließer hinzu:
Extremerschließer erreichten den X. und XI. Grad:
Quellen: Literatur
Rotpunkt | Freies Durchsteigen eines Weges, der dem Kletterer bekannt ist: Im Vorstieg in einem Zug. Die Sicherungskette wird dabei nicht belastet, also ohne Sturz, ohne Ausruhen im Seil und ohne Hochziehen am Ring. |
Flash | Rotpunkt-Begehung im ersten Versuch. Dem Kletterer ist der Weg unbekannt, jedoch hat er Informationen. |
On Sight | Bei diesem schwierigsten Stil "auf Sicht" ist dem Kletterer der Weg unbekannt. Der Weg erfordert eine hohe und schnelle Auffassungsgabe. |
Meine persönliche Skala sind die Jahreszeiten, und ob man schon ein paar Tage Boofen mit Reduzierung an Lebensmitteln hinter sich hat.
SW-Bilder aus historischen Zeiten finde ich sehr aufschlussreich. Sie regen einen zum Nachdenken an: Kleidung, barfuß, ohne Sitzgurt. Unvorstellbar, was man früher mit der damaligen Ausrüstung geleistet hat.
Ob man einem Weg wirklich gewachsen ist, habe ich persönlich immer bei einer Free-Solo-Begehung festgestellt. Das ist meiner Ansicht nach auch gleichzeitig der leichteste und sicherste Kletterstil: Man ist in einem Fluss, ohne Ablenkung, kein überflüssiges Gepäck, die reine Natur.
Und hier erinnere ich mich immer daran, dass das Abklettern das wichtigste ist:
Klettere nirgendwo hoch,
wo Du auch nicht wieder abklettern kannst.
Ehrlichkeit, Respekt, Hilfsbereitschaft.
Weitere Gedanken bei
Schwierigkeitsgrade Anmerkungen
www.harald-blazy.de/
elbsandstein/
wiege-des-freikletterns.html